1. Mobilitätskonferenz am Bayerischen Untermain

Im Elsenfelder Bürgerzentrum fand am 27.04.2023 die 1. Mobilitätskonferenz am Bayerischen Untermain statt. Veranstalter waren die Initiative Bayerischer Untermain und der Regionale Planungsverband. Beide Institutionen arbeiten zusammen, um die Inhalte des Regionalen Mobilitäts- und Siedlungsgutachtens (REMOSI) in die Kommunen am Bayerischen Untermain zu tragen und zur Umsetzung von Pilotprojekten anzuregen.

Eröffnet wurde die Konferenz von Jens Marc Scherf, Landrat des Landkreises Miltenberg, und Dr. Alexander Legler, Landrat des Landkreises Aschaffenburg. Betont wurde die zentrale Rolle der Gemeinden bei der Umsetzung des REMOSI. Diese entscheiden im Rahmen der kommunalen Planungshoheit über die Nutzung von Grund und Boden.

Als Keynotespeakerin leitete Dr. Sabine Müller Herbers, Mitverfasserin des REMOSI Gutachtens, die Fachvorträge ein. Als Grundprinzip der Entwicklung von Mobilitätsknoten wurde das Konzept der dreifachen Innenentwicklung erläutert. Mobilität, Grün- und Freiräume sowie das Bauen im Innenbereich (Nachverdichtung) sind eng verzahnt. Zur Sicherstellung der effizienten Nutzung der Flächen und einer hohen Lebensqualität muss jeder Mobilitätsknotenpunkten mit dem Brennglas betrachtet werden. Zentrale Aufgaben sind dabei die Identifizierung von ungenutzten Freiflächen sowie die Umnutzung von nicht oder nicht effizient genutzten Flächen. Dabei kann auch der Ankauf von Flächen durch die Gemeinde ein zielführendes Instrument sein.

Zukünftiger Mobilitätsknoten? Der alte Lokschuppen am geplanten Bahnhalt Aschaffenburg-Ost

Im zweiten Vortrag berichtete Georgios Kontos vom Regionalverband FrankfurtRheinMain von seinen Erfahrungen bei der praktischen Umsetzung der „5-Minuten-Stadt“. In dieser kann jeder Bürger innerhalb von fünf Minuten ein öffentliches Mobilitätsangebot erreichen. Georgios Kontos machte klar, dass jahrelange Voruntersuchungen nicht unbedingt hilfreich sind. Für die praktische und schnelle Umsetzung in einem vorgegebenen Zeitraum sind einfache Grundsätzen wichtig, wie:

  • „Jetzt machen“
  • „Mut zur Lücke“
  • „Plan, Finanzierung + mutige Entscheidung“.

Im dritten Vortrag ging es weiter ins Detail. Mira Karlowsky und Matthias Richter vom Mobilitätsteam der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg präsentierten die über das gesamte Gebiet der Doppelgemeinde verteilten MOB-Stationen. Diese verknüpfen Bikesharing, Carsharing und der ÖPNV. Teil des Erfolges der Stationen ist deren Farbgebung. Die gelben Fahrräder auf den grünen Bodenflächen der Station sind nicht zu übersehen. Ein weiters Highlight sind die den Kunden zur Verfügung stehenden E-Lastenräder.

Abschließend präsentierte Ludger Palz das Angebot von „DB Station & Service“ beim Bau von Fahrradabstellanlagen als Bestandteil von Mobilitätsstationen. Angefangen vom Anlehnbügeln über Doppelstockparkanlagen bis zum automatisierten Fahrradparkhaus. Informationen dazu sowie zu den Fördermöglichkeiten gibt es hier: https://radparken.info/foerderuebersicht

 

Doppelstockparkanlage am Aschaffenburger Hauptbahnhof – Potenzial für die Zukunft ist (noch) vorhanden

 


Die 1. Mobilitätskonferenz am Bayerischen Untermain war der Auftakt für die praktische Umsetzung des REMOSI-Projektes. Das „Regionales Mobilitäts- und Siedlungsgutachten 2035+“ zeigt mögliche Entwicklungspfade der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung sowie Maßnahmen für die Zukunft in den Themenfelder Siedlungsstrukturen, verkehrliche Erreichbarkeit und umweltfreundliche Mobilität.

Das Gutachten kann von der Internetseite des Landkreises Aschaffenburg heruntergeladen werden:

https://www.landkreis-aschaffenburg.de/wer-macht-was/wirtschaftverke/planungsverband/remosi/

Im REMOSI-Gutachten wird der Begriff „Mobilitätsknoten“ erläutert:

Wesentliche Bausteine eines zukünftigen nachhaltigen Mobilitätsangebots und flächensparender Siedlungsentwicklung in der Region sind dabei bestehende und neue vorgesehene Haltepunkte des SPNV und ÖPNV, die als Mobilitätsknoten ausgebaut vielfältige Funktionen wahrnehmen können. An Mobilitätsknoten bietet sich die Chance für eine kompakte Siedlungsentwicklung, die zahlreiche Synergieeffekte erzeugen hilft, wie z. B. hohes potenzielles Kundenaufkommen für den ÖPNV, kurze Wege und fußläufige Erreichbarkeit von Haltestellen und alternativen Mobilitätsangeboten, komfortabler und zeiteffizienter Wechsel zwischen den Verkehrsträgern. Sie sind Dreh- und Angelpunkte für die Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger, an denen vorrangig Siedlungsentwicklung und insbesondere Wohnungsbau stattfinden sollte. Das gilt sowohl für die Nutzung innerörtlicher Potenzialflächen als auch die bauliche Entwicklung von FNP Reserveflächen.